Aus dem Gedenkbuch der Gemeinde Wolta.

1929 – 1944 / 1945

– Fortsetzung –

1938

Als in den Sommermonaten des Jahres 1937 sich eine leichte Konjunkturerholung bemerkbar machte, atmete das Volk erleichtert auf. Man glaubte die schweren Jahre seien überwunden und sich die Tore der stillgelegten Betriebe wieder öffnen würden. Die Wohnungsnot der letzten Jahre war zum größten Teil behoben. Leider ist jedoch die Arbeitslosigkeit zu Ende 1937 wieder angewachsen aber die Arbeiter gehen trotzdem mit Zuversicht ins neue Jahr.

Zum Zwecke einer Evidenzführung aller Einwohner, wurde von der staatlichen Polizei in der Zeit vom 15. bis 31. März eine Konskription (Aushebung zum Kriegsdienst) durchgeführt. Jeder Einwohner musste dazu zwei Formulare ausfüllen.

Dankgottesdienst:
Um dem Dankgefühl für die wunderbare Befreiung unserer Heimat vollen Ausdruck zu geben, fand sich die Bewohnerschaft unseres Ortes am 1 November zu einem Gottesdienst in der Kapelle zusammen, um dem höchsten Lenker der Geschicke, im Dankgebet zu gedenken.
Die neuen Formationen der NSDAP, Hitlerjugend und Sturmabteilung (SA) mit ihren neuen Fahnen, die Gemeindevertretung, die übrigen Ortsvereine und zuletzt der lange Zug der ehemaligen Mitglieder der Sudetendeutschen Partei, bildeten mit neu belebten Gesichtern einen schmucken Festzug, der mit einer Musikkapelle an der Spitze zum Dankgottesdienst heran marschierte.
Am Ehrenmal der Kriegsopfer 1914/18 wird Aufstellung genommen, um den toten Kameraden zu melden, dass sie ihr Blut nicht umsonst hingegeben haben und ihre Heimat wieder frei ist. Der Gottesdienst schließt mit einer rührenden Ansprache des Priesters.

Die politische Behörde ernannte am 12. Oktober Ernst Steidler Nr. 104 zum Bürgermeister. Stellvertreter Alfred Jeschek Nr. 103.
Als Gemeindevertreter wurden ernannt:  Karl Rose Nr. 49, Stefan Krcmarik Nr. 73, Ernst Patzelt Nr. 14, Johann Hettfleisch Nr. 129, Hermann Weber Nr. 125, Ernst Baudisch Nr. 144, Josef Fiedler Nr. 2, Eduard Otte Nr. 120, Franz Stiller Nr. 99, Rudolf Feierfeil Nr. 62, Rudolf Rösel Nr. 42 und Anton Feist Nr. 51.

Am 04. Dezember fand in dem festlich geschmückten Turnsaal unserer Schule, die Abstimmung für den Reichsrat und die Regierung statt. 687 Personen waren wahlberechtigt. Abgegebene Stimmen 687. 683 gültige und 4 ungültige Stimmen. Mit "Ja" 681 und mit "Nein" 2 Stimmen.

Die Bunker der tschechischen Verteidigungslinie, denen man sich früher nicht nähern durfte, können jetzt besichtigt bzw. bestaunt werden. Besonders sehenswert sind die Bauwerke in Trautenbach. Zwei Jahre hätten die Tschechen noch benötigt diese Anlagen fertig zu stellen, die mit Hilfe von französischen Ingenieuren und Offizieren geplant und betreut wurden. Ähnlich der Maginotlinie in Frankreich, sollten sie später ebenfalls unüberwindlich sein!

Die Dorfschmiede Nr. 112, erbaut 1891 und seit 1891 im Besitz der Familie Baudisch, ging einige Jahre nach dem ersten Weltkrieg in den Besitz des geprüften Huf- und Wagenschmied Josef Baudisch über. Infolge neu eingetretener Verhältnisse für den Mittelstand, wurde sie auf Grund verschiedener Umstände zum Ende dieses Jahres aufgelöst.

1939

Das Hilfswerk "Mutter und Kind" betreut gegenwärtig 5 Mütter und 4 Kinder mit Lebensmitteln. 2 Kinder erhalten Lebertran. 2 Mütter haben eine Haushaltshilfe erhalten. Babywäsche erhielten 4 Mütter. 4 Familien bekamen neue Bettstellen. 42 Schulkinder erhielten Milch und Kipfeln.
Zur Erholung ins Altreich konnten 21 Knaben und 14 Mädchen reisen. Außerdem  wurden 9 ältere Männer und 1 Frau in Erholungsheime geschickt.

Zum Dienst in der Wehrmacht meldeten sich freiwillig:  Josef Feist Nr. 51, Hans Scholz Nr. 44, Artur Klose Nr. 124, Franz und Friedrich Rudolf Nr. 69, Heinrich Wießner Nr. 67, Reinhold Slawisch Nr. 141, Rudolf Kasper Nr. 135, Gottfried End Nr. 23, Alois Klippel Nr. 92, Alois Weber Nr. 125, Walter und Josef Hoffmann Nr. 59, Robert Fleischer Nr.13, Adolf Bernatschek Nr. 46, Ernst Klenner Nr. 47, Karl Radezky Nr. 114 und J. Machatschek.
Zum Reichsarbeitsdienst:  Irma Stumpf, Elsa Franze, Herta Kamitz Nr. 135 und Erna Fiedler.

Der Krieg mit Polen begann am 01. September. Schon in den ersten Tagen wurden Tanzunterhaltungen und ähnliche Belustigungen eingestellt. Die Verdunklung aller beleuchteten Objekte wurde bei Beginnen der Dämmerung angeordnet. Es wird die Lebensmittelkarte eingeführt auch für Hülsenfrüchte, Seife und Kohle. Brot Mehl und Fleisch bleiben noch ausgenommen. Volksbekleidung aus Webwaren, Bettzeug und Schuhe gibt es nur noch gegen Vorlage eines Bezugscheines, ausgestellt vom zuständigen Landratsamt. Essen in Gaststätten nur noch gegen Abschnitte der Lebensmittelkarte. Benzin nur noch für sehr wichtige Fahrten.

Schütze Hans Scholz, Sohn des Bauern Heinrich Scholz Nr. 44 ist am 05.09.1939 bei einem Gefecht in Polen gefallen. (Ihm sollten noch viele Woltner folgen)

Am 13.12. wurde aus dem "Deutschvölkischen Turnverein" die "N.S. Turngemeinde des N.S. Reichsbundes für Leibeserziehung" gegründet. Ortsturmführer ist Josef Tinla Nr. 16, Turnwart Ernst Feist Nr. 86, Dietwart Anton Feist Nr. 51.

Bautätigkeit: Wiederaufbau der durch ein Schadenfeuer zerstörten Wohnstube von Erna Menzel Nr. 7. Fritz Stechmann Nr.118 hat sein Wirtschaftsgebäude neu aufgebaut. Neubau eines Wohnhauses Nr. 146 von Emil Müller in Neu-Wolta und des Wohnhauses mit Tischlerei der Brüder Karl und Alfred Baudisch Nr. 147.

Besitzwechsel:  Die Bauernwirtschaft von V. u. A Rudlof Nr. 22 geht in den Besitz des Sohnes Gustav Rudlof. Das Wohnhaus von Fr. Rosa Fleischer Nr. 108 an Fr. Anna Römisch. Das Haus des Konsumvereins "Vorwärts" Nr. 132 am 13.10. an Johann Röhricht Nr.111. Die Feldgärtnerei des Josef Wießner Nr. 67 an seinen Sohn Heinrich Wießner.

"Mitglieder der Partei, Führer von Formationen und Gliederung derselben, Beamte, Journalisten Erbhofbauern u. a.  m. müssen eine lückenlose arische Abstammung (bis 1799 zurück) nachweisen und zwar durch Vorlage des Ahnenpasses".

1940

Die Gemeindekanzlei mit Standesamt wird in das Gemeindehaus Nr. 58 verlegt. Dort wird auch je ein Raum für die N.S. Frauenschaft und die Hitlerjugend eingerichtet.

Mit der Einführung der Lebensmittelkarten erhält eine erwachsene Person im Monat bzw. 28 Tagen folgendes:

Brot: 9 Kg Brot oder 6,2 Kg Brot und 1,5 Kg Mehl.
Fleisch: 1,2 Kg und 800 g Fleischwaren.
Butter: 440 g, Butterschmalz 100 g, Margarine 320 g, Käse 195 g, Quark 125 g, Fett 195 g.

Nährmittel:

500 g Graupen oder Grütze, Nudeln, Haferflocken, Gries, 125 g Hülsenfrüchte.

Zucker: 1,3 Kg oder 900 g Zucker und 700 g Marmelade.
Eier: Je nach Aufruf. Im Durchschnitt 3 Stück im Monat.
Kaffee:

Kaffee-Ersatz wie Korn, Malz, Zichorie, Fruchtkaffee 400 g. Sofern es 60 Bohnenkaffe gibt, werden nur 125 g als Kaffee-Ersatz verabreicht.

Milch: Vollmilch nur für Kinder und kranke Personen.
Obst: Nach Aufruf nur für Kinder und kranke Personen.
Seife: 100 g Einheitsseife und 250 g Seifenpulver. Im ¼ Jahr 100 g Rasierseife.

Erdäpfel und entrahmte Milch sind noch frei. Ansonsten, wie bereits 1939 berichtet ist alles andere nur gegen einen amtlichen Bezugsschein erhältlich. Alle Webwaren sind wegen Mangel an Rohstoffen mit Zellwolle vermischt. Die Lagerbestände in guten Wollstoffen und echt Leinen wurden nach dem Umbruch von Privatpersonen aus dem Altreich aufgekauft und ins Altreich heim geholt. Bevor die Kleiderkarte im Herbst 1939 ausgegeben wurde, waren unsere Warenhäuser und Geschäfte schon völlig ausgeplündert. Was nicht als Handgepäck fort gebracht werden konnte, wurde mit Autos abgeholt.

Am 11. Juni wurden die Rekruten des Jahrganges 1921 ausgehoben:



o.v.l.n.r.: Ernst Beier Nr. 29, Dolfi Linkner Nr. 43, Erwin Hartmann Nr. 92, Ernst Walsch Nr. 4,
u.v.l.n.r.: Hermann Altenberger Nr. 11,Willi Rzesnitschek Nr. 142, Franz Falge Nr. 31, Willi Baudisch Nr. 59, Pepi Klos Nr. 47.

Am 30. August fand eine Musterung der Jahrgänge 1900, 1901, 1902 und 1903 statt. Von 37 Mann wurden 35 als tauglich befunden.

Am 12. Dezember wurde der Jahrgang 1922 zur Musterung einbestellt. Alle waren tauglich: Ernst Weinlich Nr.126, Alfred Patzak Nr. 137, Friedolin Kopper Nr.72, AloisRudlof Nr.24, Rudolf Fichtner Nr.12, Richard Ruß Nr.104 und Berthold Kuhn.

Am 09. Mai ist Herr Ernst Patzelt Nr. 14 als Nachfolger von Ernst Steidler als neuer Bürgermeister für 6 Jahre bestellt worden.

Der Bund der Deutschen wurde aufgelöst. Er hatte seine Arbeit getan. Er war seiner Aufgabe stets voll und ganz gerecht worden.

In unserer Volksschule unterrichten in diesem Schuljahr:
I  Klasse: Oberlehrer Karl Ruß 28 Kinder.
II Klasse: Lehrer Adolf Schreiber 51 Kinder.
Schulkatechet ist Kaplan Richard Moz. Handarbeitslehrerin Elisabeth Wolang. Im Klassenzimmer III ist ein Kindergarten eingerichtet worden, Leiterin ist Eleonore Wewra.

Bautätigkeit: Fällt in diesem Jahre gänzlich aus.
Besitzwechsel: Nachtrag für 1939: Herr Max Oberländer hat seine Besitztümer im Sudetenland verlassen. Herr Dir. Theodor Rumler führt kommissarisch den Betrieb weiter. Am 02.04.1939 gehen die Gebäude Nr. 88, 90, 92, 97, 98 und 103 im Kaufwege an die Firma Dr. K. H. Barthel in Wien über.
Das Wohnhaus des Josef Altenberger Nr. 11 an Berta Altenberger. Die Bauernwirtschaft Josef Pohl Nr. 32 und das Haus Nr. 76 an Rudolf Pohl. Das Wohnhaus Josef Schmidt Nr. 117 an Marie und Hermann Schmidt. Die Gastwirtschaft Vinzenz Weber Nr. 130 an Anna Podrasil und Rudolf Weber. Die Bauernwirtschaft Josef Feist Nr. 51 an Anton Feist. Die Bäckerei Emil Feist Nr. 86 an Anna Feist. Das Wohnhaus Robert Rudolf Nr. 75 und der Besitz Friedrich Rudolf Nr. 69 an Richard und Julie Rudolf.

Einer neuen Gemeindeverordnung zufolge, musste die Gemeinde das Patronat für unsere Kirche niederlegen. Die Betreuung übernimmt jetzt der kath. Pfarrkirchenrat in Trautenau. Der Friedhof verbleibt in der Obhut der Gemeinde.

1941

Das Winterhilfswerk wurde wieder durchgeführt. Es ist ein Beweis der stolzen Opferfreudigkeit und dem zuversichtlichen Gemeinschaftswillen unseres ganzen Volkes. Gesammelt wurden RM 5.991,70. Für das "Deutsche Rote Kreuz" ergab die Sammlung RM 2.760,06.

Im freiwilligen Erntedienst wurden 13.770 Stunden geleistet. Bei der gegenseitigen Nachbarschaftshilfe der Bauern 2.185 Stunden. Bei den Nähabenden der Frauenschaft wurden u. a. 65 Mädchenschürzen, 12 Kinderhemden, 30 Paar Hosen, 14 Paar Socken, 25 Potschen, 1 Stück Affenhautjacke angefertigt. Bei der Volksweihnacht erhielten die 210 Kinder Kaffee, Backwerk, Weihnachtsstollen, 29 Kg Äpfel und 98 Packeln Lebkuchengebäck.

Nach dem Ableben unseres Bürgermeisters Ernst Patzelt Nr. 14 wurde Josef Fiedler Nr. 2 zum stellvertretenden Bürgermeister ernannt. Nach der Einberufung des Ortsleiters Alois Feist wurde Franz Patzak Nr. 137 als Ortsleiter ernannt. Der Ortsbauernführer Josef Tinla Nr.16 wurde nach Einberufung von Adolf Walsch Nr. 4 vertreten.

Besitzwechsel:  Das Gasthaus Eberhard Nr. 13 ging an Auguste und Franz Fleischer über. Die Feldgärtnerei des Franz Dörner Nr. 89 an Johann End aus Wolta. Der Besitz des Emil Seidel Nr. 27 an Franz und Berta Kleinwächter.

10 Männer aus der Gemeinde starben den Heldentod.

Der Krieg hat vieles eingeschränkt. Die meisten Waren sind knapp geworden und unterliegen besonderen Verkaufsbestimmungen. Die Lebensmittelrationen sind herabgesetzt worden. Bei Brot von 2250 g auf 2000 g. Fleisch von 400 g auf 300 g. Auch das Bier wird im Sommer rar und recht wässrig. Branntwein gibt es keinen mehr. Schaut man sich die Lebensmittelration für den Monat an, ist man der Meinung, davon könne keine Henne fett werden. Und doch ist noch keiner des Hungers gestorben.

In der Landwirtschaft sind fremde Landarbeiter, Polen, Tschechen, Franzosen und Ukrainer tätig. Das Gasthaus "Zum Egerländer" Nr. 106 beherbergt Textilarbeiterinnen aus Belgien. Die Firma. Barthel hat in Baracken ca. 320 jüdische Jungarbeiterinnen untergebracht. Im Betrieb der Firma Barthel wird in zwei Schichten gearbeitet. Im Dienstanzug der Eisenbahnschaffner stecken nur mehr weibliche Personen. Desgleichen sind mangels männlicher Kräfte alle Ämter mit weiblichen Personen besetzt.

Reichlich waren heuer die Waldfrüchte wie Heidelbeeren und Himbeeren. Von der Jugend wurden Beeren für die verwundeten Soldaten gesammelt. Genießbare Schwämme wuchsen in diesem Sommer jedoch wenig.

Das kinderlose Ehepaar Staude Nr. 15 (Hackla Staude) hat seinen Betrieb aufgegeben. Die Felder wurden verpachtet und z. T. als Schrebergärten genutzt.

Die größten katholischen Feiertage wie Dreikönig und Fronleichnam sind zu Werktagen erklärt worden. Der Fronleichnamsumzug darf nicht mehr in der Innenstadt von Trautenau stattfinden. Vereine und Körperschaften dürfen nicht mehr geschlossen in Uniform das Gotteshaus betreten. Weckruf, Böllerschießen und Osterreiten ist am Ostermorgen nicht mehr. (Schmeckostern war wahrscheinlich nicht verboten). Die alljährliche Kirchenparade der freiwilligen Feuerwehr zu Ehren ihres Schutzpatrons am Kirchenfest ist verboten.

Nichts schöneres kann ein Volk vererben, als der alten Väter Brauch.
Wenn des Volkes Bräuche sterben, stirbt des Landes Blüte auch!

Am 23. Juli verdingte sich ein SS Mann bei einer Bäuerin zur Erntehilfe. Es stellte sich jedoch heraus, dass er von seiner Truppe desertiert war und als er sich verfolgt fühlte, erschoss er sich im Walde oberhalb der Felsen. Er war ein Deutscher aus der Schweiz.

Für  Weihnachten gab es eine Sonderzuteilung. Nach dieser erhielt der Normalverbraucher: 500 g Weizenmehl, 200 g Fleisch, 125 g Butter, 62,5 g Käse, 250 g Zucker, 125 g Hülsenfrüchte, 125 g Zuckerwaren, 50 g Bohnenkaffee und eine ½ Flasche Cognac. Ab April gab es eine Erdäpfelkarte für 3 ½ kg Kartoffeln in der Woche. Für männliche Personen ab 18 Jahre eine Raucherkarte für 50 Zigaretten oder 50g Pfeifentabak pro Woche. Weibliche Personen erhalten ab 09. April 10 Zigaretten pro Woche, wenn sie 25 – 60 Jahre alt sind. Ab 01. November erhalten Personen beiderlei Geschlechtes einen Haushaltsausweis zum Kauf von Glas, Porzellan, Geschirr, Kochgeräte, Werkzeuge und sonstiger Haushaltsgegenstände.

Auf den Kriegsschauplätzen starben in diesem Jahr 6 Woltner.

1943

Es werden viele hunderttausend Männer und Frauen zum Kriegseinsatz herangezogen, bzw. aus ihren bisherigen Arbeitsstätten herausgenommen und in kriegswichtige Betriebe eingestellt. Alle Männer bis zum 65. Lebensjahr, die weder in abhängiger Beschäftigung stehen, noch selbständig berufstätig sind und auch alle kinderlose, ledige, verwitwete, geschiedene und verheiratete Frauen, die weder in abhängiger Beschäftigung, noch selbständig berufstätig sind, bis zu einem Alter von 45 Jahren, müssen gemeldet werden.  Ausgenommen sind Landwirte und Landarbeiter.

Alle Betriebe die nicht unbedingt kriegswichtig sind, d. h. Feinkosthallen, Kaffees, Gasthäuser, Schmuck- und Juwelengeschäfte, Tabak- und Blumenläden, Textilwaren- Schuh- und Porzellangeschäfte usw. werden geschlossen.

Gleichzeitig mit dieser Stillegung wurden auch Verbände und Vereine wie: "Deutsches Rotes Kreuz", "Bund Deutscher Osten", "Reichskolonialbund" und die "NS Kriegerkameradschaft" still gelegt.

Eine größere Abteilung der Genesungskompanie aus Jaromirsch wurde von unseren Bewohnern für zwei Tage aufgenommen und verpflegt. Wenige Wochen später kam eine Gruppe von verwundeten Soldaten aus Johannisbad zu Besuch nach Wolta.

Auf den Kriegsschauplätzen starben 6 Woltner den Heldentod.

1944 – 1945

An der Jahreswende, wo wir Rückschau halten, stehen wir entblößten Hauptes. Wir gedenken der Opfer des Krieges; wir würdigen ihr großes Opfer für die Heimat.

Am Leben und Treiben unserer Dorfbewohner hat der Krieg keine besonderen Veränderungen hinterlassen. Die Lebensmittelkarten wurden außer Eier- Kartoffel- und Milchkarte zu zwei Karten zusammengezogen. Auf Bezugschein wird nur noch das aller Notwendigste zum Lebensbedarf abgegeben. Bei der Ausgabe von Kohlen werden 30 % Abzug gemacht. Auf den Küchenbrand entfallen nur mehr 840 kg. Die Bauern haben ein Abgabesoll zu erfüllen. Die Schrotmühlen sind plombiert. Milch wird täglich in Kannen in die Molkerei nach Trautenau abgefahren, die Magermilch erhält der Bauer gegen Verrechnung wieder zurück. Butterfässer und Zentrifugen sind beschlagnahmt.

Am 04. Mai waren die Jahrgänge 1884 bis 1888 zur Musterung. Von 24 Wehrpflichtigen wurden 20 als wehrfähig erkannt.

Bautätigkeit:  Rohbau eines Wohnhauses durch Wenzel Winter Nr. 37 bei der ehemaligen Bauernwirtschaft Nr. 15. Das Haus erhält die Nr. 148.

Auf den Kriegschauplätzen sind wieder 11 Woltner gefallen. Darunter waren: Gotfried End, Alois Fleischer, Kurt Fürle und Richard Ruhs.
Ein tragischer Tod war dem Unteroffizier und Flugzeugführer Josef Feist Nr. 51 beschieden. Er wurde in der Nacht vom 05. / 06. März bei einem Luftkampf über Berlin abgeschossen, konnte sich verwundet mit dem Fallschirm retten, wurde aber bis in den Spreewald abgetrieben. Nach der Schneeschmelze fand man dann seine Leiche.
Auch der stille, geachtete Tagearbeiter Anton Sagner Nr. 59 kam bei einem Fliegerangriff in einem Chemiewerk bei Brüx ums Leben.

Fliegeralarm wurde im Laufe des Jahres öfters gegeben, doch sind wir bisher von derartigem Besuch verschont geblieben. Der Laubholzgraben beim Landwirt Franz Ruhs wurde als Schutzversteck bei Fliegerangriffen ausersehen und darin Steigen, Brücken und Ruheplätze angelegt.

Am 17. Jänner 1945 erschienen die ersten Flüchtlingstrecks, vom Liebauer Paß kommend in Wolta bei 14° Kälte aus den Kreisen Landsberg und Kreuzberg bei Frankfurt an der Oder. Danach aus den Kreisen: Öls, Oppeln, Liegnitz, Görlitz, Schweidnitz, Steinau, Bunzlau u. a. In unserer Schule war der Unterricht eingestellt und die Klassen, der Turnsaal, Kindergarten und die Zimmer in der Gemeindekanzlei zur Aufnahme der Flüchtlinge als Massenlager eingerichtet. Auf der Reichsstraße riss der Strom von Kolonnen mit Gespannwagen nicht mehr ab. Die Personenzüge der Eisenbahn waren überfüllt mit Flüchtlingen und deren Gepäck.
 In unserer Ortschaft waren täglich bis zu 500 Menschen mit ihrer Habe untergebracht, die dann am nächsten Tag wieder weiter zogen um den Nachkommenden Platz zu machen. Die an der Straße gelegene Wiese des Bauern Raimund Nr. 57 ist als Abstellplatz für die Bauernwagen ausersehen. Die Gespanne werden bei den Bauern untergebracht. Den Hitlerjungen fällt die Aufgabe zu, die Flüchtlinge mit ihren Gespannen in ihre Quartiere einzuweisen. Ohne den Quartierschein des Bürgermeisters dürfen Quartiersuchende nicht aufgenommen werden.
Es ist zum Erbarmen wie die Zugtiere, besonders die Ochsen auf der gefrorenen, holprigen Straße lahm und mit blutenden Klauen mühselig weiter hinken und abends kaum ihr Quartier erreichen können.

Es gehört wohl zu den größten Schrecken eines Krieges, wenn ein Befehl ergeht, zur Winterszeit das traute, warme Heim zu verlassen und mit wenigen Habseligkeiten in die Winterkälte, ins Ungewisse hinaus zu ziehen.

Die Frau Oberlehrer Anna Ruhs und Frau Bischof Nr. 128 leiten das Massenlager in der Schule und versorgen die Flüchtling, auch in den Privatquartieren, mit täglich einer warmen Suppe aus der Schulküche.

Am 12. Februar vernimmt man aus Richtung Nord / Osten zum Ersten mal die Detonationen der Granaten der schweren Geschütze. Unser Bezirk kommt in die Kampfzone I. Die Bahn- und Straßenbrücken werden nachts vom Volkssturm bewacht. Die Bauern und alle Ostarbeiter müssen zu Schanzarbeiten an die Straße um Panzersperren zu bauen.

Das Straßenbild wird unterdessen recht abwechslungsreich. Bald bewegen sich außer den Flüchtlingen, unter Eskorte lange bis 1000 Mann starke Kolonnen gefangener Russen und englische Kriegsgefangene, die aus ihren Lagern im Osten abtransportiert werden.

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