Aus dem Gedenkbuch der Gemeinde Wolta.

1929 – 1944 / 1945


1929

Samstag den 22. Juni wurde vom "Deutschen Turnverein" die Sonnwendfeier veranstaltet. Und zwar auf den Feldern des Landwirtes Heinrich Scholz, der auch das nötige Reisig spendete. Die Musikkapelle spielte ihm zum Dank ein Ständchen im eigenen Hofe.

Die Geschichte des Gasthofes zum "Goldenen Stern".
An der Stelle des heutigen Gasthauses Nr. 18 befand sich früher ein kleines Holzhäuschen, das 1864 jedoch abbrannte. Nach verschiedenen Besitzern übernahm der damalige Gemeindeälteste Josef Menzel Nr. 43, der einen Keller in den Berg einbaute und seine Schankkonzession von Nr. 43 auf Nr. 18 übertrug. 1883 ging das Haus an Frau Franziska Rumler über und 1884 in den Besitz ihrer Tochter der Frau Marie Rumler. Am 2. September 1929 wurde der Besitz durch ein Schadenfeuer vernichtet. Zur Bekämpfung des Feuers waren die Feuerwehren von Gabersdorf, Goldenöls, Parschnitz und eine Abteilung, mit Motorspritze, aus Trautenau am Brandplatz erschienen. Frau Marie Rumler baut darauf die Gastwirtschaft und den Gemischtwarenladen in größerem Umfange wieder auf.

Die Geschichte des Gasthauses "Zum Wiesental".
Im Jahre 1871 vertauschte die Gemeinde das damalige Schulgebäude Nr. 13 für die Baustelle des Schulgebäudes Nr. 104. Nach verschiedenen Besitzern ging im Jahre 1910 der Besitz auf Herrn Wenzel Eberhardt über.

Besitzwechsel: Josef Rose verkaufte sein Wohnhaus Nr. 36 an Herrn Adalbert Aust. Anna Schreiber Nr. 64 verkauft ihre Feldgärtnerei an ihre Tochter Marie Efler. Josef Pieschel Nr. 82 verkauft das Wohnhaus samt Grundstücken an seinen Sohn Berthold Pieschel.

Bautätigkeit: Franz und Filomena Patzak erbauen am Reisberge das Wohnhaus Nr. 137. Vinzenz Rudlof Nr. 22 baut ein Dachstübchen auf seinen Wirtschaftsgebäude auf. Eduard Otte Nr. 120 hat die Räumlichkeiten seines Betriebes beträchtlich erweitert. Otto Stiller Nr. 109 hat seine Räumlichkeiten durch Zubau einer Küche vergrößert.

Verbrauch alkoholischer Getränke:
Im Jahre 1929 wurden in den Gasthäusern und Verschleißen von Vinzenz Weber, Franz Weber, Marie Rumler, Wenzel Eberhardt, Vinzenz Stechmann, Anna Scharf, Josef Weisser, Konsumverein und Max Patzelt zusammen folgende Mengen alkoholischer Getränke verabreicht:

Wein
12 Hektoliter und 13 Liter
Bier
1367 Hektoliter und 30 Liter
Branntwein
19 Hektoliter und 93 Liter

Nachdem durch die Schließung der zweiten Schulklasse, die Schulkinder der I. Klasse schon die Zahl 60 überschritten hatten, wurde zu Schulbeginn die erste Klasse durch eine provisorische Parallelklasse erweitert. Diese Klasse führt die Bezeichnung "Klasse Ib". Der Lehrkörper verstärkt sich durch Anstellung der Lehrerin Helene Fiedler, aus Trautenau.

Für das Wohltätigkeitswerk "Kinderschutz und Jugendfürsorge" wurde im Monat Oktober 333 Kronen eingesammelt. Das Sammeln besorgten die Schulkinder.

1930

Gewerbliche Betriebszählung am 27. Mai 1930:

Flachsgarnspinnerei F.M. Oberländer, Leinenweberei Josef Weisser
Bäcker: Emil Feist Nr. 86, Johann Röhricht Nr. 96
Zuckerbäcker: Johann Röhricht Nr. 96
Fleischer: Josef Patzelt Nr. 96, Otto Stiller Nr. 109
Gastwirte: Vinzenz Weber Nr. 130, Marie Rumler Nr. 18, Wenzel Eberhardt Nr. 13, Vinzenz Stechmann Nr. 118, Anna Scharf Nr. 106, Josef Patzelt Nr. 96, Maxemilian Patzelt Nr.91
Flaschenbierverkauf: Franz Weber Nr. 125, Konsumverein Nr. 132
Gemischtwarenverkauf: Theresia Weber Nr. 125, Marie Rumler Nr. 18, Emil Feist Nr.86, Marie Baudisch Nr. 98, Konsumverein Nr. 132 und Johann Röhricht Nr. 96
Handelsgärtner: Wilhelm Kuhn Nr. 115
Tabakverschleiß: Vinzenz Weber Nr. 130, Wenzel Eberhardt Nr. 13, Josef Patzelt Nr. 96
Schnittwarenverkauf: Eduard Otte Nr. 120
Schuhmacher: Rudolf Reil Nr. 1, Alfons Spelda Nr. 95
Schneider: Eduard Otte Nr. 129, Franz Stierandt Nr. 13
Damenschneiderinnen: Franziska Friedrich Nr.129, Anna Franz Nr.19, Joseffa Steffek Nr. 40
Tischler: Josef Patzelt Nr. 14, Franz Rumler Nr. 128
Schmiede: Josef Baudisch Nr. 112
Wagner: Vinzenz Stechmann Nr. 118
Sattler und Tapezierer: Wenzel Bata Nr. 47
Rasierer: Heinrich Pasler Nr. 96
Musikkapellen: Josef Moser Nr.12, Franz Martinek Nr. 91
Hebamme: Marie Schidt Nr. 117
Mietautounternehmen: Ernst Wawra Nr. 106

Namensänderung:
Auf eigenes Ersuchen wurde dem Häusler Franz Hundt, Schlosser Nr. 21, vom Landespräsidenten die Bewilligung erteilt, von nun an den Namen Franz Walter zu führen. Diese Namensänderung bezieht sich auch auf seine Gattin und die beiden Kinder.

Lehrkörper:
Im neuen Schuljahr ab 01. September sind an unserer Schule folgende Lehrpersonen tätig:

Klasse  I a Schulleiter, Oberlehrer Franz Baier
 Klasse  I b  Lehrer Heinrich Dorschner
 Klasse  II  Lehrer Bruno Rößler

Schulkatechet ist Kaplan Josef Kubek, Lehrerin für weibliche Handarbeiten Waltraut Schubert. Das Schuljahr dauert vom 01. September bis 30. Juli des folgenden Jahres.

Einheitliche Hausnummern: Nach einer Verordnung der politischen Bezirksbehörde mussten in diesem Jahr alle Häuser im Orte mit gleicher, einheitlicher Nummer versehen werden. Die emaillierten, weißen Schildchen mit schwarzer Nummer kosten per Stück 8 Kronen. Jeder Hausbesitzer musste seine Nummer selbst bezahlen.

Häuser fotografieren:Anfang des Frühjahres machte der Ortsgeschichtsausschuss unter den Hausbesitzern die Anregung ihre Häuser fotografieren zu lassen, die Bilder in einem Album sammeln zu lassen, und dieses Album als Ergänzung zum Gemeinde Gedenkbuches mit demselben unseren Nachkommen zu hinterlegen. Der Grund dieser Anregung liegt nämlich darin, um noch einige der freundlichen Holzbauten, die immer mehr in der Gemeinde verschwinden, im Bilde festzuhalten. Anm.: Ein komplettes Album befindet sich in meinem Besitz. Ernst Klenner Nr.47, jetzt Hünfeld, hat Kopien davon erstellt. Sie können bei ihm bestellt werden.

Besitzwechsel: Fleischhauer Josef Patzelt eröffnet im Hause Nr. 96 seine Fleischerei und Selcherei, sowie eine Tabaktrafik.

Bautätigkeit: Die Gemeinde ließ in der Schule aus dem unteren langen Gang ein Zimmer ausbauen. Der Turnsaal wurde neu gedielt. Gebaut wurde das Haus des Herrn Hubert Menzel Nr.139 und das Wohnhaus der Eheleute Hugo und Anna Grundmann Nr. 140. Gustav Klenner Nr. 47 baut auf sein Wohnhaus ein Resolit (Stübchen) auf. Landwirt Florian Feist Nr. 26 baut einen Stall für Schweinezucht. Vinzenz Rudlof Nr., 22 baut an seiner Scheuer einen Feuergiebel aus Ziegeln. Johann Linkner Nr. 43 führt Umbauten im Vorhaus durch. Wilhelm Kuhn Handelsgärtner Nr. 115 erbaut ein neues Treibhaus.

Am 23. August des Jahres wurde eine Ortsvereinigung der "Nationalsozialistischen Arbeiterpartei" gegründet. Obmann ist Ferdinand Altenberger, Schriftführer Rudolf Feierfeil, Beiräte sind Josef Amler und Josef Altenberger. Mitglieder 17.

Elternrat: Zufolge des Erlasses vom Ministerium für Schulwesen und Volkskultur vom 19.05.1930 empfohlenen Gründungen von Elternvereinigungen an Volks- und Mittelschulen, fand auch in unserer Gemeinde am 21. 9. Die Gründung eines Elternrates statt. Als Vorsitzender wurde Herr Franz Patzak gewählt. Stellvertreter Oberlehrer Franz Baier, Schriftführer Lehrer Bruno Rößler, Kassierer Ferdinand Altenberger. Als weitere Mitglieder: Katechet J. Kubek, Franz Bernatschek, Heinrich Dorschner, Franz Tippelt, Josef Peikert, Klara Erben, Anne Otte und Paula Kasper.
Seine Tätigkeit bezieht sich auf Erziehung, Sparsystem, Vorträge und Berufswahl. Er wirkt als Bindeglied zwischen Eltern und Schule.

Das Internationale Arbeitsamt in Genf veröffentlichte die Arbeitslosenziffern für Ende 1930. Demnach waren zu dieser Zeit in der ganzen Welt 15 Millionen Menschen arbeitslos.

1931

Nach dem Stand vom 01. März, sind in der Gemeinde von den organisierten Arbeitern 12 Arbeitslose, welche gewerkschaftliche Unterstützung erhalten. Zwei Arbeiter sind ausgesteuert. Dies heißt: Sie sind schon 26 Wochen von ihrer Organisation mit Arbeitslosenunterstützung beteilt worden, und die Unterstützung eingestellt wurde. Weiter sind 42 nicht organisierte Arbeiter arbeitslos geworden. Diese erhalten eine staatliche Zuwendung. Und zwar für eine Familie mit 2 Personen pro Woche 20 Kronen. Eine Einzelperson erhält pro Woche 10 Kronen. Sie erhalten Karten, auf welche sie sich Lebensmittel eintauschen können. Außer den Genannten gibt es noch ca. 20 Personen die sich noch nicht für eine Unterstützung gemeldet haben.

Der Stand de Arbeitslosen im Bezirk Trautenau betrug im Jänner ca. 4000 Personen. In der Republik gibt es 310.117 organisierte Arbeitslose. Mit den Übrigen überschreitet die Arbeitslosenzahl weit über eine halbe Million.

Im Laufe der Woche vom 23. bis 29. März wurde in der Gemeinde von der Nationalistischen Arbeiterpartei eine Hilfsaktion für unsere Arbeitslosen durchgeführt. Von den Landwirten wurden 18 Brote, 41 Liter Milch, 32 Eier, 10 kg Mehl und 50 kg Kartoffeln, spendiert. Fabrikant J. Weisser spendete 6 Meter Leinwand und 10 Handtücher. Kaufleute und Fleischhauer, speziell von Trautenstein schenkten Lebensmittel. Die Sammelwoche endete mit einem "Bunten Abend", dessen Reinertrag im Betrage von 223 Kronen ebenfalls genannten Zwecke  zufloss. Frau Marie Rumler stellt den Saal unentgeltlich zur Verfügung.

Das Sonnwendfeuer wurde heuer auf den Feldern des Bauern Johannes Linkner abgebrannt, welcher auch das benötigte Reisig spendete. Die Feier wurde mit einer Tanzunterhaltung im Saale der Frau Rumler beschlossen.

Waldfest der Schuljugend: Mit Musik, Fähnchen und Wimpeln rückte unsere Schuljugend unter Führung der Lehrerschaft aus, den Dorfweg entlang, bis auf die alten Wiesen des Landwirtes Josef Feist. Aber auch die Dorfbewohner waren fast vollzählig ausgerückt, um an den Freuden der Jugend teilzunehmen. Reigen, Spiele und Aufführungen werden hier geboten. Krenwürstel, Kipfel, Kaffee und Kuchen wurden an die Kinder verabreicht. Grundlage für dieses Schulfest ist der Erlös einer Faschingsveranstaltung der sozialdemokratischen Arbeiterschaft. Das Fehlende wurde von der Gemeinde beigetragen. Die Musikkapelle aus Wolta spielte unentgeltlich.

Bezirksturnfest:  Am 12. Juli feierte unserer "Deutscher Turnverein" sein 20. Gründungsfest. Der Obmann unseres Turnvereines Josef Ruhs Nr. 9 hatte auf seinem Felde, nahe am Dorfe eine geeignete Fläche zu einem Festlatz freigestellt. An dem Festzug nahmen 11 Vereine mit 3 Fahnen, die Freiwillige Feuerwehr und der Verein gedienter Soldaten teil. Entlang des Dorfweges, vorbei an mit Deutschen Fahnen geschmückten Häusern ging es zum Kriegerdenkmal und anschließend zum Festplatz. Bei schönstem Wetter war der Nachmittag mit Schauturnen und turnerischen Aufführungen ausgefüllt.

Bautätigkeit: Johann Petr und Alfred Wosnek erbauen gemeinsam das Wohnhaus Nr. 141. Franz Rudlof Nr. 22 hat das Wirtschaftsgebäude von Vinzenz Staude Nr. 24 abgerissen und ein neues Wohnhaus aus Ziegeln erbaut. Marie Demuth Nr. 62 baut ein Wohnzimmer, und einen Stall aus Ziegeln. Alois Fleischer Nr. 65  hat einen Teil des Wohnhauses aus Ziegeln neu erbaut.

Besitzwechsel: Das Gasthaus der Maria Scharf Nr. 106 ging an Emil Hoschka über. Alfred Wosnek kauft die zweite Hälfte des Hauses Nr. 141. Joseffa Steffek verkauft ihren Besitzstand an ihren Sohn Gottfried Steffek.


1932

Auf weiten Schichten unseres Volkes lastet seit Jahren das Elend, und jeder Tag bringt neue Not mit sich. Wenn sich auch die Wohnungsnot etwas gemindert hat, so ist die Arbeitslosigkeit ins Unermessene gestiegen. Ein Betrieb nach dem anderen wird stillgelegt, vielleicht auch für immer. In ungezählten wird Kurzarbeit getan. Es fehlt zu Hause an Geld und damit an Brot und Kleidung, Holz und Kohlen. Arbeiten wollen und keine finden, Kinder nach Brot und Kleidung rufen hören, ist wohl das Schrecklichste, was einen Familienvater und eine Mutter treffen kann.

Im Gerichtsbezirk Trautenau haben sich im Monat Jänner 4893 Personen arbeitslos gemeldet. Davon sind 1159 Personen teilweise arbeitslos. Mit Staatsbeitrag 1170 Personen. In der Ernährungsaktion stehen 1000 Personen. Im Genuss der Unterstützung nach dem Genter System 2303 Personen, teilweise arbeitslos ohne Unterstützung 800 Personen. Gänzlich arbeitslos ohne Unterstützung sind 700 Personen. Auch in unserer Gemeinde hat sich die Zahl der Arbeitslosen wieder bedeutend vermehrt.

Bei den drei Faschingsveranstaltungen im Gasthaus Rumler wurde an Stelle der Zehnminutenpause vom Deutschen Kulturverband für Arbeitslose gesammelt. Beim Turnerball 72 Kronen, beim Feuerwehrball 108 Kronen und beim Bauernball 74 Kronen.

Schüleraufführung: Am Ostersonntag, dem 27. März fand im Saale Rumler eine Schülervorstellung statt. Zur Aufführung gelangten als Einleitung ein Gedicht "Frühlingsauferstehung" (v. Goethe). Dann das Märchenspiel "Hänsel und Gretel". Nach Liedern und Reigen folgte das Frühlings- und Osterspiel "Mutter Erde". Die Kinder stellten in Kleidchen aus Presspapier "Frühlingsblumen", wie "Schneeglöckchen", "Veilchen", "Himmelschlüssel" und "Vergissmeinnicht" oder den "Winter im Schneekleid", "Frostjungfrauen", "Traummärchen", "Lenzwind", "Die Erde", "Osterengel und Osterhase", dar. Am Schluss folgten turnerische Aufführungen, Stabübungen und Pyramiden in tadelloser Ausführung. Alles im Allen, es war ein schöner Nachmittag. Dank dem Lehrkörper für die aufgewandte Mühe, besonders Herrn Heinrich und Frau Adolfine Dorschner.

Am 10. April hatten wir Gemeindewahl. Wahlberechtigt waren 683 Personen, gewählt haben 627.

Sozialdemokratische Arbeiterpartei  
 267  Stimmen
=
7 Mandate
Deutschnationale Sozialistische Arbeiterpartei 
97  Stimmen
=
2  Mandate
Bund der Landwirte
93  Stimmen
=
2  Mandate
Deutsche Christliche Volkspartei   
90  Stimmen
=
2  Mandate
Kommunistische Partei 
80  Stimmen
=
2  Mandate

Gewählt wurden:

Alls Gemeindevorsteher Alois Morawek Nr.10
Sein Stellvertreter Karl Rose Nr. 49

Als Gemeinderat: Rudolf Baudisch Nr.121, Franz Stiller Nr.99, Karl Werner Nr.66
In die Gemeindevertretung: Josef Hartmann Nr. 92, Bruno Rößler Nr. 1, Reinhold Erben Nr.42, Wenzel Demuth Nr. 35, Hubert Menzel Nr. 139, Franz Walter Nr. 21, Mathias Feierfeil Nr. 61, Johann Petr Nr.134, Josef Fiedler Nr. 2, Josef Baudisch Nr. 112
Finanzkommission: Vorsitzender Josef Fiedler Nr.2, außerdem Rudolf Baudisch Nr. 121, Franz Spelda Nr. 143, Max Patzelt Nr. 91, Emil Urban, Johann Petr. Nr. 134

Zur Sonnwendfeier wurde heuer wieder mit Musik hinaus marschiert auf Illners Felder. Die Feier wurde vom Turnverein geleitet. Nach dem Rückmarsch war fröhliches Tanzvergnügen im Saale Rumler.

Der Turnverein "Lichtstrahl" Gabersdorf – Wolta feierte am 10. Juni sein erstes Gründungsfest in Gabersdorf.

Als Gemeindeschreiber wurde am 15. Juni Heinrich Scholz, Landwirtssohn aus Nr. 44 eingestellt. Herr Scholz versieht auch den Posten als Gemeindediener.

Am 23. November wurde mitten im besten Schaffen unser Herr Oberlehrer Franz Beier im Alter von 54 Jahren von plötzlichem, unerwarteten Tode ereilt. Seine Leiche wurde auf den Friedhof in Trautenau überführt. Lautes Weinen der Kinder seiner Schulklasse, die ihren Lehrer wie einen Vater lieb hatten, unterbrach die Trauerstille, als sein Sarg in die kühle Erde gesenkt wurde.

Den Unterricht in unserer Volksschule versahen am 1. Dezember:
I.  Klasse A   Schulleiter Heinrich Dorschner
I.  Klasse B   Lehrer Johann Lissak
II. Klasse      Lehrer Bruno Rößler
Religion Kaplan Sitka, nachdem Kaplan Kubek nach Groß-Aupa versetzt worden war. Weibliche Handarbeiten und Kochschule Fräulein Marie Blaschka.

Wahl des Ortsschulrates:  Josef Erben Nr. 71, Wenzel Demuth Nr.35, Franz Stiller Nr. 99, Ferdinand Altenberger Nr. 11. Ersatzmänner:  Karl Rose Nr. 49, Josef Ulrich Nr. 80 und Oswald Umlauf Nr. 85. Obmann ist Herr Lehrer Heinrich Dorschner.


Jahrgang 1926: oben v.l.n.r.:  Kuhn T. – Römisch U. – Pohl J. – Fiedler H. – Dumke H. – Fischer G. – Weinlich I. – Haselbach H. – Opitz L. – Rumler M. – Lissak – Dorschner – Sitka – Lorenz I. – Gabert L.– Fukner H. – Feist H. – Efler T. – Kuhn R. – Rzehak G. – Kuhn G. – Röhricht H. – Pasler E.

Baubewegung: Josef Fiedler Nr. 2 vergrößert durch Zubau seine Küche. Marie Demuth Nr. 62 baut in ihrem Haus eine Wohnung aus. Anton Baudisch Nr. 59 hat einen Halbstock mit 2 Zimmern aufgebaut  und neues Dachwerk aufgesetzt. Josef Fiedler Nr. 116 hat sein Wohnhaus abgerissen und einen Neubau aus Ziegeln mit 4 Wohnungen aufgeführt. Wendelin Rzesnitschek aus Nr. 101 hat den Rohbau für ein neues Haus erstellt und erhält die Hs. Nr. 142.

Besitzwechsel: Das Wohnhaus von Wenzel Baudisch Nr. 45 geht in den Besitz seiner Tochter Emma Tippelt über.

Die Gemeindevertretung hat für die Arbeitslosen, deren Zahl sich seit Weihnachten 1930 verdoppelt hat, eine Weihnachtshilfe von 2.870 Kronen bewilligt. Für die Kartoffelaktion zusätzlich noch 575 Kronen. Die Staatliche Zuwendung beträgt immer noch 20 bzw. 10 Kronen.

1933

Am Sonntag, dem 09. April wurde von unserer Volksschule wieder eine Bühnenaufführung gegeben. Zwischen Reigen, Liedern und Gedichten waren kurze Theaterstücke eingeflochten. Auch die turnerischen Aufführungen der Knaben ließen an nichts fehlen. Der Feldgärtner Johann End Nr. 23, hatte wieder ein neues Lied in Wort und Weise gesetzt, "Das Vaterhaus", welches als Schlusslied von allen drei Klassen der Schule gesungen wurde.

Ab 01. Mai 1933 wurde der Zinsfuß für Spareinlagen gesetzlich geregelt. Bisher wurden Spareinlagen mit 5% verzinst, für Darlehen 6 ½ % gefordert. Nunmehr gilt für Spareinlagen ohne Kündigung 3 ¾ %, monatliche Kündigung 4 %, bei 3monatlicher Kündigung 4 ½ %. Für Darlehen 5 ¾ %.

Es ist Sonnwendzeit. Unsere Dorfjungen schleppen der Sitte und dem Brauch gemäß, Reisig und Holz zu einem mächtigen Haufen und können es kaum erwarten bis die Flammen in die Nacht empor steigen. Die Gemeinde, in der das Nationalbewusstsein wach geworden ist, gelobt aus dem Gemeinschaftsgefühl aufs Neue – Liebe und Treue – zum Deutschtum, zur Schicksalsverbundenheit. Die Leitung hatte in diesem Jahr die Ortsgruppe des "Bundes der Deutschen".

Unsere Bundesortsgruppe hat das diesjährige Bezirksverbandsfest am 23. Juli übernommen. Der Garten des Obmannes Josef Ruhs Nr. 9 und ein Teil des Garten von Johann  Demuth Nr. 68 wurde zum Festplatz hergerichtet. Schon in der Vorwoche regten sich allabendlich fleißige Hände. Hier wurden Stangen geschält, Pflöcke eingeschlagen, gehobelt, gehämmert und Buden aufgestellt. Nur wenige stehen steif und stolz herum mit einem höhnischen Grinsen. An denen ist nichts mehr Deutsch als der Name. Bereits am Vortage konnte der Obmann des Baukomitee, Schmiedemeister Josef Baudisch, dem Ortsgruppenobmann melden, dass alles für das Fest wie: Kost-, Getränke- und Erfrischungshallen, Schießstände, Spielhallen, Musikanten- und Rednerbühne, Ehrenpforten u. a. m. bis zum letzten Nagel fertig gestellt ist.
Der ganze Ort hatte Flaggenschmuck angelegt. Von allen Giebeln grüßten die Fahnen in den deutschen Farben. Durch den zu Mittag einsetzenden Regen konnte der Festzug erst um 3 Uhr beginnen. Ein stattlicher Zug. Eröffnet von der Radowenzer Bergkapelle, dann die Gast- und Ortsvereine. Die Sonne lachte bald wieder, so dass am Festplatz ein reges und fröhliches Treiben bis in die Abendstunden herrschte. Unsere Ortsgruppe zählt heute 40 Mitglieder. Gegründet wurde sie am 17. Mai 1910.

Am 24. November wurde die "Nationalsozialistische Arbeiterpartei" durch Regierungsbeschluss aufgelöst. Ihr Vermögen wurde vom Staat beschlagnahmt. Die beiden Gemeindemandate übernahmen die Sozialdemokraten Alfred Mahrla Nr. 84 und Oswald Umlauf Nr. 85.

Eine Getreidesammlung für Abbrändler (Feuergeschädigte) in der Umgebung, wird alljährlich von den Landwirten durchgeführt. Pauschal werden pro Hektar Anbaufläche 1 kg. Getreide, gleichgültig ob Korn (Roggen) oder Hafer, abgeliefert.

Bautätigkeit: Neubau des Hauses von Alfons und Anna Spelda Nr. 143. Franz Falge Nr. 31 baut Küche und Zimmer aus. Johann End Nr. 23 Umbau von Küche und Zimmer. Adolf Walsch und Maria Öpelt Nr. 4 haben das Wohngebäude umgebaut und ein neues Dachwerk aufgesetzt, sowie ein Emporstübchen (Resolit) ausgebaut.

Besitzwechsel:  Das Wohnhaus des Josef Ulrich Nr. 80 ging in den Besitz von Vinzenz und Pauline Fichtner über. Nach dem Tod von Vinzenz Illner Nr. 20 ging die Hälfte des Hauses an Frau Karolina Pasler. Johann Mehrwert Nr. 74 verkauft die Liegenschaft an seinen Sohn Josef Mehrwert.

Schon im ersten Halbjahr wurde bei der Fa. Oberländer einige Wochen lang nicht gearbeitet. Im zweiten Halbjahr trat gänzlicher Stillstand ein. Der Ortsteil Neu-Wolta ist zum Notstandsgebiet geworden.

In den Wintermonaten dieses Jahres wurde aus der staatlichen Milchaktion an Kinder von arbeitslosen und unbemittelten Eltern in der Schule Milch verabreicht.

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