In diesem Jahre war ein heißer Sommer. Anfang Juli war das Winterkorn schon geerntet. Zu Allerheiligen fingen die entblätterten Bäume wieder an auszutreiben. Im Dezember setzte ein strenger Winter ein, so dass die Brunnen eintrockneten und zu Neujahr das Wasser für Mensch und Vieh mit Geld gekauft werden musste.
Am 23. März 1838 wurde unsere Gemeinde von einem fürchterlichen Hagelwetter heimgesucht, welches auf den Feldern viel Schaden anrichtete. Im Schulhause (Anm. es handelt sich hier um das Haus Nr. 13, das spätere Gasthaus Eberhard) stand über eine Elle hoch das Wasser ( 1 Elle ist 60 cm), so dass die Hausgeräte des Lehrers darin herum schwammen. Als das Wasser abgelaufen war, lagen die Schlossen im Vorhause und in der Kuchel ¾ Ellen hoch. Im Gemüsegarten konnte man dieselben noch nach 3 Tagen zusammen schaufeln.
1843 war ein sehr warmer Winter. Im Feber wurde schon gesät und waren die Zugvögel wieder hier. Am Faschingsdienstag gingen die Leute barfuss spazieren.
Am 23. Mai 1846 nachmittags, entlud sich ein schweres Gewitter, so dass plötzlich das Wasser in die Schulklasse drang. Die Kinder mussten so schnell wie möglich auf den Boden hinauf flüchten, wo sie alle entsetzlich durcheinander schrien.
Am 17. August 1861 nachmittags entstand ein großes Gewitter. Es regnete so heftig mit Schlossen vermischt, dass das Schulhaus ringsum im Wasser stand. Im Vorhause, in der Kuchel und im Gewölbe stand das Wasser eine halbe Elle hoch und die Dielen schwammen im Vorhause herum.
Im Frühjahr 1865 kam das Schneewasser so schnell von den Bergen herab, dass durch 3 Tage das Wasser 20 cm hoch in der Schulklasse stand.
In der Nacht vom 23. bis 24. Feber nahm ein großer Sturmwind das nördliche Schuldach luftballonartig in die Höhe, worauf er es in Trümmern auf die Schulwiese zerstreute. Das baufällige Speisegewölbe des Lehrers war dabei mit eingestürzt. Dies konnte der Lehrer im selben Jahre, wie er selbst angab jedoch leicht entbehren, nachdem er infolge der hohen Lebensmittelpreise nichts hinein kaufen konnte.
Nach tagelang anhaltenden Regengüssen zu Ende des Monats Juli 1897, wodurch
bei uns die bereits angefangene Kornernte in Gefahr des Verderbens schwebte,
vernahm man am 29. Juli abends aus der Richtung der Nachbargemeinde Parschnitz
ein starkes Rauschen des Wassers, von welchem man bald die Notsignale der Feuerwehr
heraus hörte. Viele Leute aus unsrem Dorfe eilten den Bedrängten noch in der
Nacht zu Hilfe und fanden dort das Tal schon über die Straße in einen See verwandelt.
Am kommenden Morgen, als sich die Kunde des großen Unglücks verbreitete, eilten
viele der Aupa entlang, dem Gebirge zu, mit klopfenden Herzen die grässliche
Verwüstung wahrzunehmen. Denn was sich hier dem Auge bot, ist keiner Feder möglich
niederzuschreiben. Wo einst schöne Straßen führten und grüne Gärten lagen, fehlte
jede Orientierung, lag nackter Schutt oder felsiger Untergrund. Ein Bild des
Jammers, der Verwüstung. Hoch im Gebirge waren einige Wolkenbrüche niedergegangen,
worauf unter donnerähnlichem Tosen, die Wassermassen in wildflutender See niederstürzten.
Auf dessen furchtbar wogender Oberfläche, Teile von Häusern, Bäume, Felsblöcke,
Einrichtungsgegenstände, Haustiere, menschliche Leichen und anderes pfeilschnell
dahin schossen. Schrecklich war es in der stockfinsteren Nacht. Das Dröhnen
der zusammenstürzenden Brücken und Wohnhäuser, das schauerliche Getöse der ungeheuren
Wassermassen, die gellenden Mark und Bein erschütternder Hilferufe jener Unglücklichen,
die plötzlich und unrettbar vom Wasser eingeschlossenen, dem Tod in die Augen
sahen.
Ein schrecklicher Morgen am 30. Juli. Ein trauriges Bild wilder Zerstörungswut.
Ganze Häuserreihen waren verschwunden mit samt Grund und Boden. An manchen Mauerresten
hingen noch die Bilder, Küchengeräte und Kinderspielsachen als letztes Zeugnis,
dass hier noch vor wenigen Stunden ein trautes Familienleben stattgefunden.
Händeringend standen die geflüchteten Bewohner vor ihrem Hab und Gut als sie
wieder zurückkehrten. Wo einst ein Häuschen gestanden, das sie sich durch mühevolle,
jahrelange Arbeit erworben hatten, war nur Schutt und Trümmer übrig. Ganze Haufen
entwurzelter Bäume, Balken, Bretter und Felsblöcke, aus denen oft ein menschliches
Glied hervorragte, das waren die schrecklichen Bilder aus jedem Dorfe. Im Riesengrunde
sind ganze Flächen des Brunnberges zu Tale gestürzt. Der Häusler Mitlöhner,
ein noch junger Mann, stand trostlos weinend vor seinem verschütteten Hause,
welches das Grab seiner lieben Frau, seiner herzigen Kinder und seiner alten
Eltern geworden war.
Ein zweites Ehepaar stand händeringend, Gott um Hilfe anflehen vor der Schwelle
seines Hauses. Ein donnerähnliches Rollen und Krachen brachte eine zweite Lawine,
verschüttete die Beiden bis zum Halse und drohte ihnen durch das Anstauen des
Wassers mit dem Erstickungstode. Nach einigen Stunden der Qual befreite sich
endlich der Mann von den Erdmassen und konnte der Frau zu Hilfe kommen. Ihr
Kind war ihr mittlerweile auf den Armen seiner Mutter, vom Schlamm erstickt.
Die Erdlawine war von beinahe 80 Meter Breite und über 900 Meter Länge niedergegangen.
Im ganzen Riesengrunde waren die schönen Grasflächen bedeckt mit Schutt und
Steinen. In Großaupa wurden 75 Häuser zur Baufälligkeit unterwühlt. In Dunkeltal
wurde die Bezirksstraße gänzlich weggerissen und viele Häuser demoliert. Wo
die Glasfabrik gestanden, ist keine Spur zu finden.
Marschendorf IV. Teil zeigte trostlose Verwüstung. Binnen einiger Minuten war
eine große Anzahl Häuser hinweg gefegt. Vom Steueramte hatte die Flut Akten,
Bücher und drei eiserne Kassen mit beiläufig 164.000 Gulden mit fortgerissen.
Das Gerichtsgebäude wurde ebenfalls stark mitgenommen. Aus den Holzgärten waren
die Baumklötzer wie Strohhalme davon getragen. Die eiserne massive Platzbrücke
musste ächzend den heran sausenden Holzmassen Platz machen.
In Marschendorf III. Teil wurden viele Häuser unterwühlt. Im II. Teil wurden
ebenso viele Häuser beschädigt und die Straße stellenweise ganz weggespült.
Der Klärteich samt Klärhaus der Firma Gustav Roeder war gänzlich demoliert.
In Marschendorf I. Teil, fanden 17 Personen durch den Einsturz des Breiterrischen
Hauses ein grässliches Ende. Vergebens schrien die vom Wasser eingeschlossenen
in Todesangst um Hilfe, welche trotz der größten Aufopferung sich schon als
unmöglich darstellte. Durch schauerliches Krachen des zusammenstürzenden Hauses
fanden diese Unglücklichen das Grab in den Wellen. Als das letzte Lichtlein
im Dachstübchen erlosch, war es gerade ½1 Uhr. Von jenen Unglücklichen wurden
die Leichen bis in Bausnitz aus dem Schlamm gezogen.
Sehr in Mitleidenschaft waren hier die Fabriken gekommen. Die neuesten Maschinen
und Papierlager waren gänzlich voll Schlamm. In Jungbuch wurden in der Schölzerei
8 Stück Vieh mit fortgerissen. Auch hier erlitten die Fabrikanten einen ungeheuren
Schaden. In der Bleicherei Dunkan wurde viel Garn mit fort genommen. Die Hammerbrücke
wurde weggeschwemmt. Bei der Kluge-Fabrik hing an einem Strauch die verstümmelte
Leiche eines jungen Mädchens.
Viele Leute wurden hier vom Wasser umringt und in den Häusern gefangen gehalten.
Das Haus des Bäckers Anton Ende war zur Hälfte eingestürzt und mehr als 30 Menschen
darin harten die ganze Nacht unter Todesangst auf Hilfe, bis sie erst um ½5
Uhr früh von der Feuerwehr gerettet wurden.
In Trautenau wurde gleichfalls großer Schaden angerichtet. Die schöne Lindenallee,
bei der Aupa vor der Union wurde teilweise weggeschwemmt. Die Wagenremise sowie
das Kesselhaus der Firma Ettrich wurde vollständig demoliert, wobei der Kutscher
Bradatsch ums Leben kam. Die großen, einige tausend Kilogramm schweren Kessel
lagen in der Aupa. Das alte Schlachthaus, zuletzt als Armenasyl eingerichtet,
war gänzlich verschwunden. Durch Trautenau brachte das Wasser auf seinem Rücken
Bretter, Klötzer, entwurzelte Bäume, Tische, Betten, Kästen, Teile von Häusern,
Türen, Warenvorräte, alles in wilder Hast dahintreibend.
In Parschnitz litten am meisten die Firma Walzel und Haase. Die Appreturanstalt
der Firma Roman stand unter Wasser. Dem Lehrer Erben wurde sein ganzer Bienenstand
fort geschwemmt. Der ganze Ort glich einem See. Viele Häuser waren beschädigt
worden.
In Bausnitz bis Eipel lagen die Wiesen voll Schutt, Schlamm und Haufen Holztrümmer.
Dies war eines der größten Hochwasserunglücke, welche das Riesengebirge jemals
heimgesucht haben.
Tausende Menschen strömten heran, das grässliche Unglück mit eigenen Augen zu
schauen. Und selbst ganz fremde Personen konnten sich der Tränen nicht erwehren,
als sie das unermessliche Leid vor ihren Blicken sahen. In einer Nacht waren
so viele arbeitsfrohe, gewerbefleißige Gebirgsbewohner der Früchte lebenslanger,
mühevoller Arbeit beraubt worden.
In Marschendorf I. Teil, an der Stelle des Hauses, dass 17 Personen mit ins
Wellengrab genommen, wurde von der Gemeinde ein Gedenkstein errichtet. In gefühlvoller
Erinnerung an jene Unglücklichen denen man die hilfreiche Hand nicht mehr reichen
konnte.
Große Hochwasser waren im Riesengebirge in den Jahren: 1491, 1570, 1576, 1579,
1580, 1655, 1703, 1709, 1768, 1770, 1775, 1804, 1810, 1823, 1829, 1843, 1858,
1882. Das größte von allen im Jahre 1709.
Am 10. Jänner 1901 um ½4 Uhr morgens, verspürte man in unserer Gegend ein ziemlich starkes Erdbeben, dass die Leute aus dem Schlafe erwachten. Das Erdbeben dauerte einige Sekunden.
Am 14. Jänner 1902 abends gegen 8 Uhr, ist bei Böhmisch-Trübau, in der Gemeinde Parnik auf einer Wiese, 200 m hinter einem Gehöft, ein Meteor niedergegangen. Bei seinem Einschlagen ist der Schnee im weiten Kreise geschmolzen. Der Meteor befindet sich nun tief in der Erde. Bei uns war er als prächtig glänzende Kugel zu sehen.
Im Jahre 1904 herrschte in den Sommermonaten eine furchtbare Trockenheit. Die Sommergetreide, wie Hafer, Gerste, Sommerroggen und die Kleefelder waren stellenweise ausgebrannt von der Sommerhitze. Die Grummeternte ist in diesem Jahre ganz ausgeblieben. Die Pflugschare konnten in den Boden fast nicht mehr eindringen.
Im Frühjahr 1905 wurde unser Tal bei einem Gewitter von einer kleinen Hochwasserkatastrophe überrascht. Das Gras auf den Wiesen wurde dabei ganz verschlammt und Heuhaufen mit fort genommen. Die Brücken und der Weg waren arg demoliert. Dem Landwirt Josef Staude Nr. 29 riss das Wasser einen Scheunenpfeiler mit fort.
Am 15. August 1913 überflog zum Ersten mal unsere Ortschaft ein Luftflugzeug (Doppeldecker). Er flog aus der Richtung von Liebau gegen Nieder-Altstadt.
Nach einem trockenen Herbste 1921 folgte im Winter ein großer Wassermangel.
Derselbe steigerte sich im Jänner 1922, unterstützt von einer grimmigen Winterkälte
soweit, dass der Dorfbach von unten herauf bis zum Hause der Frau Marie Fleischer
Nr. 65 öfters ganz trocken lag. Die Landwirte vom Niederdorfe mussten sich das
Wasser im Litschenbache holen. Die Bachforellen sind in diesem Winter fast gänzlich
zu Grunde gegangen.
Das Fußballspiel wurde während dem Kriege von Kriegsgefangenen eingeführt und
wird demselben fast von der ganzen männlichen Jugend gehuldigt. Es ist ein frohes,
unterhaltendes, jedoch auch wildes, robustes und ausgelassenes Spiel und wird,
nachdem es auch auf Feldern und Wiesen ausgeübt wird, von den Landwirten besonders
angefeindet.
Die Nonne (Nadel- und Laubbaumschädling), die im nördlichen und östlichen Böhmen,
zuletzt im Trautenauer Bezirk ungeheuren Schaden angerichtet hat, war auch im
vergangenen Jahre in den Wäldern unseres Gemeindegebietes als Falter und Raupe
Sorge erregend aufgetreten. Die nasse und kalte Witterung im Monat Mai d. Jahres,
mit starken Reif und Nachtfrösten, haben jedoch der Raupe in ihrer Entwicklungsperiode
derart zugesetzt, dass mit einem gänzlichen Verschwinden dieser Landplage gerechnet
werden kann.
Die Waldungen der Stadtgemeinde Trautenau sind gänzlich kahl gefressen und bieten
diese Gegenden ein schreckliches Bild der Zerstörung. Es ist den Fuhrleuten
aus der ganzen Umgebung, mit Heranziehung von Frächtern aus Mähren und Schlesien
kaum möglich, das Abfahren des Holzes, vor Eintritt des Borkenkäfers zu bewältigen.
Meterhohe Schanzen von Baumstämmen liegen auf allen Bahnhöfen und harren auf
Abtransport. Das Holz wird mit der Bahn nach Deutschland und Holland ausgefahren.
Der Schädling vernichtete nicht nur schlagbare Bestände, sondern ergriff auch
bis 25jährige Kulturen. Durch das massenhafte Auftreten dieses Schädlings blieben
alle Vernichtungsmittel erfolglos. Die Schuljugend betrieb das Sammeln der Nonnenfalter,
nachdem die Bezirksbehörde für 50 Stück 12 Heller zahlte.
Die befallene Waldfläche betrug in den Jahren 1917 bis 1925 in Böhmen, Mähren
und Schlesien 567.101 Hektar. Die Fläche der ganz kahl gefressenen Bestände
betrug 44.071 Hektar. Es mussten 14.181.925 Kubikmeter Holz geschlagen werden.
In der Nacht vom 06. Feber des Jahres von 12 bis 1 Uhr war ein starkes Wetterleuchten mit schwachem Donner, bei ziemlich starker Kälte zu beobachten. Am nächsten Tage setzte ein heftiger Schneesturm mit anhaltender Kälte ein. Im Frühjahr entstand durch die Schneeschmelze Hochwasser, das in der Gemeinde enormen Schaden anrichtete. Der Dorfweg und die Brücken wurden arg zerstört, worauf die Instandsetzung viel Geld und Mühe kostete.
Eine seltsame Ausnahme machte der Winter 1924 1925. In den letzten Tagen des Monats November 1924 trat Schneefall ein, welcher in 15 cm Höhe einige Tage liegen blieb. Der nachfolgende Dezember, Jänner und Feber, war fast ganz ohne Schnee. Es gab auch nur die geringsten Schneestürme. Die Temperatur fiel selten unter Null. Erst in den ersten Märztagen fiel noch ein wenig Schnee, welcher sich auch bald verlor und der Frühling eintrat.
Nach einem Gemeinderatsbeschluss ist zur Mitte des Monats Dezember die Straßen-
und Wegbeleuchtung mit Stromzählern angelegt worden. Und zwar in Wolta am Gemeindewege
mit 14 Glühlampen und in Neu-Wolta an der Straße mit 4 Lampen. Sämtliche 25
kerzig. Die ganze Anlage kostete 3.925,38 Kronen.
" Der Bubikopf":
Jede Zeit hat seine Eigenarten. So schneiden heuten viele Mädchen und auch Frauen,
ihre wellenden weiblich zierenden Haarflechten auf Handbreite und noch kürzer
ab und der übrig gebliebene Haarstumpf erhält den Namen "Bubikopf".
Obzwar sich in unserem Orte im Laufe des Sommers die ersten Trägerinnen des
Bubikopfes gefunden, ist derselbe beim weiblichen Stadtvolk schon sehr verbreitet.
Der Bubikopf wird eingeführt, weil er zeitsparend beim Frisieren, gesund, angenehm
und vorteilhaft ist. Trotzdem er Mädchen und junge Frauen ganz nett und zierlich
und manches Köpfchen recht hold und anmutig macht, so findet der Bubikopf dennoch
viele Kritiker und dies besonders in der Männerwelt. Wahrscheinlich, weil mit
ihm wieder eine fremde Mode eingeführt wird, denn deutsches Erbgut ist er nicht.
Die Germanenfrau schmückte lange wallende Haarsträhnen.
Im Laufe des Monats Jänner wurde in unserer Gemeinde die ersten 2 Radioempfangsapparate installiert. Und zwar von Herrn Rudolf Baudisch, Masseur Nr. 121 und Herrn Karl Bäck, Fabriksdirektor in Neu-Wolta. Die Radiophonie, wie man jetzt das drahtlose Fernsprechen und das Aussenden musikalischer Wellen in den Äther benennt, hat seit der kurzen Zeit ihres Bestandes, ungeheure Fortschritte gemacht. Mit den ersten Radioumrufen wurde vor 3 Jahren in Amerika begonnen und heute wird fast der ganze Erdball von elektrischen Wellen umspült. In letzter Zeit arbeitet man sogar daran, photographische Aufnahmen durch Radio zu übersenden.
Im Frühjahr und Sommer des Jahres stellte sich lang anhaltende Trockenheit ein. Die Monate Mai, Juni und Juli waren gänzlich ohne anhaltenden Regen. Was in Sommerfeldfrüchten, Kleefeldern und Wiesen argen Schaden verursachte. Die Ernte wurde eine sehr geringe.
Der Winter der mit normaler Kälte angefangen hatte, behält seine Strenge den
ganzen Monat Jänner hindurch. Von Anfang bis Mitte Feber wurden wir von einer
außerordentlichen Kältewelle überflutet. Das Thermometer zeigt täglich 20
26 Grad unter Null. Am kältesten Tage, dies war der 10. Feber, -31 Grad. In
manchen Gegenden bis -36 Grad. Wasserleitungen und Pumpen frieren ein. Auch
die Trautenauer Wasserleitung ist durch 2 Tage eingefroren, und tritt Wassermangel
ein in der Stadt. Bis aus unserem Dorfbach wird mit Fuhrwerken Wasser in die
Stadt gefahren. An Laubbäumen machte der Frost Risse bis zum Kern. Sprünge und
Risse an Häusern und Mauerwerk.
Viele Vögel und Wild erfrieren in der Flur. Es gibt Meldungen, dass in manchen
Gegenden der Verlust an Wild, besonders Rehe bis 80 % beträgt. Bei der Eisenbahn
treten Verkehrsschwierigkeiten ein. Züge müssen eingestellt werden. Worauf noch
Kohlenmangel eintritt. In den Schulen wird durch 14 Tage der Unterricht eingestellt.
In manchen Gegenden werden schon über 40° Kälte gemessen. In Sibirien am 27.
Feber über 70 Grad.
Der Polarwinter hält immer noch an. Die Kälte wird zwar etwas erträglicher,
dafür ist heute großes Schneetreiben! Bei Königshan steckt ein Personenzug verschneit.
Gegen Pakau ist der letzte Personenzug stecken geblieben. In Weigelsdorf befindet
sich seit 10 Stunden ein Güterzug im Schnee. Bei Qualisch steckt der Weckelsdorfer
Zug in den Schneemassen und soll von der Maschine nur der Rauchfang zu sehen
sein. Bei Starkotsch sitzen die Reisenden die ganze Nacht im Kupee. Der Personenzug
ist stecken geblieben, ebenso die zu Hilfe eilende Maschine mit dem Schneepflug.
Bei uns entstehen heute Schneewehen über 2 Meter hoch. Auch aus anderen Staaten
wird in diesem Winter von Schneewettern berichtet. In Polen sind 180.000 Arbeiter
beschäftigt 123 Personenzüge und 270 Güterzüge die im Schnee stecken geblieben
sind, auszuschaufeln. Im Böhmerwald sind viele Häuser bis zum Schornstein eingeschneit.
Große Flüsse sind gänzlich zugefroren.
In der Bucht von Kataro hat das Meer eine Eisschicht bekommen, was dortselbst
noch nie vorgekommen ist. Seit 150 Jahren soll kein so kalter Winter gewesen
sein.
Die schwersten Winter des Jahrtausends sind gewesen: 1609, viele Flüsse froren
bis auf den Grund. Frost sprengte die Baumstämme.1708, ein Eisstoß auf dem Ebro.
2000 Menschen erfroren im Pariser Bistum.1740, der strenge Winter dauerte von
Oktober bis März. Frühling erst im Juni. Hungersnot und Epidemien.1830 soll
der strengste Winter gewesen sein, den die Geschichte schildert.
In den ersten Apriltagen tritt nochmals starker Schneefall ein. Das Thermometer
zeigt wieder 10° minus. An schattigen Stellen ist noch bis Ende April Schnee
zu finden. Auch Froststellen im Erdboden gibt es noch in den ersten Maientagen.
Am 04. und 11. April abends, wurde im Saale der Frau Marie Rumler nach vorheriger
Bekanntgabe das Gemeinde-Gedenkbuch der Ortsbewohnerschaft zum Erstenmal zur
Einsicht aufgelegt bzw. vorgelesen. Der Aufschluss der Geschichte unserer Ortschaft
hielt die Anwesenden in spannender Aufmerksamkeit befangen, und wurde mir am
Schluss der Vorlesung, die von 80 bzw. 100 Personen besucht waren, für die Führung
des Gedenkbuches allgemeine Dankesbezeugungen dargebracht. Zusätze, Richtigstellungen
usw. wurden keine beantragt.
Am 04. Juli in den Abendstunden ging über unserer Ortschaft ein fürchterliches
Unwetter nieder. Die Dauer des Orkans mit Gewitter währte kaum 10 Minuten, doch
seine Folgen waren schrecklich. Bäume wurden gebrochen, Lichtleitungen beschädigt
und Dächer arg mitgenommen.
Beim Landwirt Franz Staude Nr. 15 entwurzelte der Sturm einen starken Apfelbaum
und eine große Linde vor dem Gebäude. An der Straße lagen viele Alleebäume entwurzelt
und gebrochen. Von welchen auch die Licht- und Telephonleitungen mit durchgerissen
wurden.
Den größten Schaden hatten die Besitzer von Zement- und Ziegeldächern. Diese
Bedachungen wiesen viele Quadratmeter große Löcher auf. Die Dachziegel lagen
in lauter Trümmern in den Gärten. Am ärgsten wurde der Landwirt Florian Feist
Nr. 26 vom Orkan heimgesucht. Ihm wurde das Dach der Wohnstube und des Nebenzimmers
in einer Fläche von 100 Quadratmetern, der Asbestschiefer samt Schalbrettern
von den Dachsparren losgetrennt, in die Höhe gehoben und drachenartig über das
ganze Gebäude hinweg getragen, wo es oberhalb desselben auf das Feld zu liegen
kam. In der Früh´ konnte man zwischen den nackten Dachsparren hindurch
schauen. Auch ein Kamin hatte seinen Platz verlassen. Der Schaden betrug ca.
5000 Kronen.
Nebst dem großen Schrecken hatten wir in unserer Gegend noch das große Glück,
dass keine Schlossen niedergingen, sonst wäre auf den Feldern alles zermalmt
gewesen. Von diesem Unwetter, das in der Unwettergeschichte lange seinesgleichen
suchen muss, wurde ganz Mitteleuropa betroffen, und zwar stellenweise viel schlimmer
als Nord-Ostböhmen. Es kamen von überall Berichte über Millionenschäden. Auch
viele Menschenleben wurden gefordert. In Böhmen allein 21 Tote.
Zählung des Straßenverkehrs im Laufe des Sommers durch den Straßenaufseher:
Auf unserer Reichsstraße verkehrten an einem Durchschnittstage (Tag u. Nacht)
90 Pferdefuhrwerke zweispännig, 30 Pferdefuhrwerke einspännig, 3 Droschken,
300 Radfahrer, 45 Lastautos, 130 Personenautos, 35 Motorräder und Motorräder
mit Beiwagen, 2 Autobusse 5 Traktoren. Vieh werden durchschnittlich 2 Stück
getrieben.
Den verflossenen zwei trockenen Sommern 1928 und 1929 reiht sich
in diesem Jahre mit gleicher Not ein Dritter an. Schon seit sechs Wochen brennt
Tag für Tag die Sonne (40°C.). Während dieser Zeit ist jeder befruchtende Regen
ausgeblieben. Die Trockenheit ist nun schon zu einer regelrechten Dürre geworden
und ein Unglück droht herein zu brechen. Das Sommergetreide, insbesondere der
Hafer ist im Wachstum nicht vorwärts gekommen. Er beginnt an vielen Stellen
zu verkümmern. Am schlimmsten steht es mit den Kleefeldern, Wiesen und Weiden.
Die abgemähte Grasnarbe ist bereits ganz ausgetrocknet. Man sieht weite ausgebrannte
Flecken. Schwer lastet die Hitze auf Menschen und Tieren. Das Landvolk ist sowohl
körperlich als auch seelisch in einer begreiflichen Missstimmung. Ist doch so
viele harte Arbeit bei Anbau und Pflege umsonst gewesen. "Gebe Gott",
dass bald der heiß ersehnte Regen eintrete.
In den ersten Nachmittagsstunden des 27. Oktober begann ein starker Wind sich
zu erheben, welcher bald zu einem rasenden Orkan ausartete. Beängstigend hielten
die Bewohner Ausschau nach ihrem Dachwerk, besonders Besitzer von Ziegeldächern,
die der Sturm schon abzudecken begann. Auf der Straße wurde der Verkehr durch
fallende Bäume unsicher gemacht. Um ½3 Uhr konnte auf der Strecke Parschnitz
Königshan kein Zug mehr verkehren. Vom angrenzenden Forstwald lagen schon
die Tannen auf den Bahngleisen.
In Angst und Schrecken aber wurden bald unsere Häusler im Fiebich versetzt.
Diejenigen die nahe am Walde wohnten, mussten die Wohnungen verlassen, da sie
Gefahr liefen, von den brechenden und entwurzelten Bäumen erdrückt zu werden.
Fast über eine Stunde johlte, heulte und raste der Sturm am ärgsten. Erst gegen
4 Uhr mäßigte sich die Wut des Elementes und schon sah man die schrecklichen
Bilder die es zurückgelassen hatte. Im Forst und Bürgerwalde der Stadtgemeinde
Trautenau sah man ohne Fernglas die abgebrochenen Baumstümpfe gleich Kerzen
in die Höhe ragen.
In banger Sorge hielten noch am selben Abend unsere Landwirte Ausschau nach
ihrem eigenen Walde. Das was sie da fanden war nichts als grauenhafte Verwüstung.
In den Beständen lagen die einzelnen Bäume, sowie auch ganze Baumgruppen kreuz
und quer. Die schlagbaren Bestände lagen meist gänzlich Stamm an Stamm, entwurzelt
und gebrochen. Der Schaden in den Waldungen war aus dem Grunde so groß geworden,
da nach der anhaltenden Trockenzeit im Sommer gegen den Herbst ein ebenso lang
anhaltender Regen einsetzte, wodurch das Erdreich bis auf die Grundfesten aufweichte
und der Sturm auf diese Weise die Bäume viel leichter entwurzeln konnte. Denn
mehr Stämme sind entwurzelt als gebrochen. Dazu waren während des Unwetters
die Bäume noch nass von Schnee und Regenschauer. Überaus großen Schaden erleiden
auch die Landwirte von Gabersdorf. Auch aus dem Gebirge wird großer Schaden
berichtet. Noch in derselben Woche brachten die Zeitungen Berichte von dem Unwetter
aus Nordböhmen, Mähren und aus Deutschland. In unserer Gemeinde wurden folgende
Landwirte und Feldgärtner durch die Katastrophe am meisten betroffen:
Josef Fiedler, Adolf Walsch,Wenzel Beier, Franz Staude, Vinzenz Rudlof, Florian
Feist, Marie Beier, Stefan Steiner, Josef Pohl, Berthold Pieschel, Josef Illner,
Laurenz Menzel, Johann Linkner, Franz Menzel, Josef Feist, Karl Rose, Filomena
Baudisch, Theodor Staude und Franz Tippelt.
Die Monate Jänner und Feber blieben fast ganz ohne Schnee und brachten uns mitunter
schöne heitere und warme Sonnentage, besonders der Erstere. Zu Ende des Winters
bekamen wir noch etwas Schneefall. Die Frühjahrswitterung blieb normal. Der
Mai etwas kühl, jedoch ohne Frost. Juni und Juli waren feucht und fruchtbar.
August, September und Oktober waren sehr trocken. Der ganze Niederschlag in
diesen drei Monaten betrug kaum 40 mm. In den heißen Erntetagen konnten die
Feldfrüchte, zwar unter viel Schweiß, jedoch herrlich, gesund und trocken geborgen
werden. Der Herbst brachte auch wenig durchdringenden Regen, es war mäßig kühl.
Am 08. Dezember tritt Frostwetter ein, welches fast ohne Schnee bis Neujahr
anhält.
Am 16. November wurde die C.S.D. Straßen-Autobus-Linie Trautenau Schatzlar
eröffnet. Dabei erhielten wir 2 Haltestellen: Wolta Parschnitz (Straßenkreuzung
beim Kaufmann Lorenz) und in Neu-Wolta beim Gasthaus Weisser. Der Autobus verkehrt
3 mal täglich. Ein Fahrschein von Trautenau bis Schatzlar kostet 7,50 Kronen,
Wolta Parschnitz bis Trautenau 1,50 Kronen.
Am 01. Mai wurde in der Nachbargemeinde Parschnitz eine neue Seelsorge errichtet.
Als Pfarrer wurde Hochwürden P. Karl Ludwig eingeführt. Derselbe war nach Erbauung
und Einweihung der Kirche im Jahre 1901 erster Katechet in Parschnitz. Dem neuen
Kirchspiel wurden auch die Gemeinden Döberle und Welhotta angegliedert. Die
neue Pfarrei umfasst 5.400 Seelen.
Durch die Auspfarrung dieser drei Gemeinden besteht daher unser Kirchspiel in
Trautenau nur noch aus den Gemeinden Trautenau mit Neuhof, Niederaltstadt, Krieblitz
und den Gemeinden Gabersdorf, Wolta und Weigelsdorf.
Vom städtischen Marktamte in Trautenau wird bekannt gegeben, dass für das Jahr
1934 und weiterhin die Jahrmärkte "Montag, an oder nach Pauli Bekehr"
(im Jänner) und "Montag an oder nach Jakobi" (im Juli) aufgelassen
sind. Es werden daher nur mehr 4 Jahrmärkte abgehalten.
Der Winter 1932 1933 verlief mit weniger Kälte und Schnee. Niedrigste
Temperatur am 10. Jänner 18° Celsius. Feber, März und April waren trocken. Der
Mai ziemlich feucht und fruchtbar. Der Sommer war wieder meist trocken, große
Hitze Ende Juli. Viele guten Quellen versiegten. Im Herbst ebenso wenig Niederschlag.
Anfang Dezember setzte der Winter ein mit, für diese Jahreszeit noch ungewöhnlich
starkem Frostwetter ohne Schnee bis Mitte Dezember anhaltend. Der wärmste Tag
im Jahre 1933 war der 28. Juli mit 33° Celsius im Schatten. Der kälteste Tag
der 09. Dezember, 20° Celsius unter Null.