Die politische Gemeinde Wolta liegt
407 m über dem Meeresspiegel mit der Einschicht Neu-Wolta. Sie führt für beide
Ortsteile den offiziellen Namen "Wolta". Die Gründung der Ortschaft
fällt in die Regierungszeit von König Premysl Ottokar II., Im Jahre 1253
1278. Die Entstehung von "Neu-Wolta" in das Jahr 1853 unter der Regierung
des österreichischen Kaisers "Franz Josef I."
Die Gemeinde hat ein Flächenausmaß von 492 Hektar, 81 Ar und 50 qm. Von diesem
Ausmaß entfällt auf eine besteuerbare Fläche 478 ha, 35 a und 14 qm, auf Bauareal
4 ha, 20 a und 89 qm. Sonstige steuerfreien Flächen wie Straßen, Wege usw. 10
ha, 24 a und 36 qm. Unproduktive Fläche wie Steinbrüche usw. 1 a und 89 qm.
Die gesamte steuerpflichtige Fläche der Gemeinde zerfällt in folgende Kulturgattungen:
Äcker 152 ha 82 a 51 qm, Wiesen 38 ha 56 a 71 qm, Gärten 1 ha 31 a 42 qm, Hutweiden
26 ha 39 a 50 qm, Waldungen 159 ha 25 a.
Nach der letzten Volkszählung vom Jahre 1921 hat die Gemeinde 124 Häuser mit
245 Wohnungen und 918 Einwohnern, davon 438 männlich und 480 weiblich. Davon
sind 885 deutsch, 31 tschechisch, einer gehört einer anderen Nationalität an
und eine Person ist fremd.
Die Einwohner bekennen sich zu folgenden Religionen: 886 sind röm.-kath., 9
sind protestantisch, 5 sind Israeliten, ohne Konfession sind 18 Personen. Die
Mundart (Muttersprache) der Bewohner ist ein schlesischer Dialekt. Nur im Verkehr
mit Behörden, Ämtern und höheren Personen bedienen sich die Einwohner der schriftdeutschen
Sprache.
Die Gemeinde liegt eine ¾ Stunde von der Bezirksstadt Trautenau entfernt.
Zuständig ist die politische Bezirksverwaltung, das Bezirksgericht und Finanzverwaltung
in Trautenau. Gendarmeriepostenkommando Parschnitz, Bezirksvertretung und Schulausschuss
Trautenau, Post- und Telegraphenamt Gabersdorf, Telephonamt Trautenau, Eisenbahnstation
Parschnitz, Steueramt Trautenau, Ergänzungsbezirk und Kreisgericht Jicin, Handels-
und Gewerbekammerbezirk Reichenberg, Raiffeisenkassenverein Parschnitz, Eichamt
Kaminfegerei Abdeckerei Trautenau.
Die Ortschaft hat eine geschützte Lage und ein mildes Klima. Der Boden ist z.
T. tiefgründig, z. T. flachgründig und damit weniger fruchtbar, in der Ebene
festlehmig, auf den Anhöhen sandig und kieshaltig. Der Grundstein ist der rote
Sand- und Kalkstein, auch das Rotliegende genannt. Wolta wird umgeben von den
Ortschaften: Gabersdorf, Döberle, Parschnitz, Trautenau, Nieder-und Oberaltstadt.
Flurnamen sind die ältesten Sprachdenkmäler. So gibt es den Fiebich, den Litschenberg,
den Roten Hügel, den Keilahof, den Mühlberg, die Schimmelgrube, die Überschar,
die alten Wiesen, die Klinge, die Erbenfelder, den Buchenberg und den Preußenweg,
der seinen Namen aus dem Kriege 1744 erhalten hat, als die Preußen auf diesem
Wege Richtung Trautenau gezogen sind.
An Steuern zahlt die Gemeinde im Jahre 1922 folgende:
Grundsteuer 1.611 Kr., Hauszinssteuer 11.611 Kr., Hausklassensteuer 541 Kr.,
Erwerbssteuer 3.889 Kr., Umsatzsteuer 87.141 Kr., Personaleinkommensteuer 71.342
Kr. Außerdem besteht nach dem ersten Weltkrieg in der Tschechoslowakischen Republik
eine Kriegsgewinnsteuer, eine Luxussteuer, eine Lustbarkeitssteuer, eine Fahrkartensteuer,
eine Zündholzsteuer, eine Kunstdüngersteuer, eine Wassersteuer, eine Bereicherungssteuer
u. a. m.
Bei der Schule handelt es sich um eine dreiklassige Volksschule mit Turnsaal,
Lehrmittelzimmer, Schul- und Gemeindebibliothek, Oberlehrer-, Lehrer- und Schuldienerwohnung,
erbaut im Jahre 1911. Schulkinder 1922: 1. Kl. 34, 2. Kl. 47, 3. Kl. 49 Kinder.
Ferner besitzt die Gemeinde ein Gemeindehaus als Armenhaus. Ein Zeughaus für
die freiwillige Feuerwehr. Ein Gerätehaus des "Land- und Forstwirtschaftlichen
Verein" mit Viehwaage, Trieur (Maschine zur Getreidereinigung), Wiesenegge
u. v. a. m. (Erbaut 1905). Außerdem befindet sich in der Gemeinde noch eine
elektrische Lichtanlage, erbaut im Jahre 1912, mit 2 Transformatorenhäusern.
Als Gewerbetreibende sind zu verzeichnen:
2 Bäcker, 2 Fleischer, 1 Gärtner, 6 Gastwirte, 2 Flaschenbierhandlungen, 4 Gemischtwarenhandlungen,
1 Sattler, 1 Schmied, 1 Wagner, 3 Schneider, 2 Schneiderinnen, 1 Tischler, 1
Schuhmacher, 1 Rasierer, 1 Schnittwarenhandel, 2 Tabaktrafiken, 1 Geburtassistentin
(Hebamme), 3 Besitzer von Sandgruben und Steinbrüchen. Außerdem befinden sich
im Orte: 3 Zimmerleute, 4 Maurer, 1 Ofensetzer, 3 Korbflechter.
18 Landwirte mit mittleren und kleinen Bauernwirtschaften und 16 Feldgärtner.
Angebaut wird vorwiegend Korn (Roggen), Hafer, Kartoffeln, einige Kleearten
und Futterrüben. Der Flachsanbau hat fast gänzlich aufgehört. Als Feldgeräte
sind eingeführt: Verbesserte Eggen, Wende- und Schälpflüge, Kultivatoren, auch
Sä- und Mähmaschinen. Obzwar der Boden nicht ergiebig ist, wissen die Landwirte
demselben so viel abzuringen, dass sie sich besten Wohlstand erfreuen.
Der Viehstand besteht aus 24 Pferden, 180 Rindern, 127 Ziegen, 19 Schweinen,
2 lizenzierten Stieren und ca. 950 Stück Geflügel. Viehrassen sind der Riesengebirgsscheck
und die Kuhländer-Kreuzung.
Der Obstbau ist erträglich, bietet hauptsächlich bei Wirtschaftsobst eine reichliche
Ernte.
Unsere Wälder liefern in großer Menge Beeren und genießbare Schwämme (Pilze).
Zehn Bienenzüchter besitzen 48 Bienenvölker. Drei Landwirte besitzen eine eigene
Hauswasserleitung.
Es gibt fünf Vereine: Der "Freiwillige Feuerwehrverein", der
"Land- und Forstwirtschaftlichen Verein" (derselbe dient gleichzeitig
als Notschlachtverein), der "Verein gedienter Soldaten" mit einer
Sterbefallunterstützungskasse, der "Deutsche Turnverein" und der "Arbeiterbund
Kornblume". Ferner eine Ortsgruppe vom "Bund der Deutschen in Böhmen".
Eine Ortsgenossenschaftsabteilung für "Viehzucht und Viehverwertung"
in Trautenau. Eine Ortsvereinigung der "Deutschen Sozialdemokratischen
Arbeiterpartei". Eine Lokalorganisation des "Bundes der Landwirte".
Eine Musikkapelle, einen Jagdausschuss und eine Jagdgesellschaft.
Politische Parteien: "Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei"
"Christlich Soziale Volkspartei" "Bund der Landwirte" "Deutschnationale
Partei" und die "Kommunistische Arbeiterpartei".
Einführung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten:
Den ersten Wendepflug besaß der Landwirt Johann Menzel 1870. Die erste Dreschmaschine
kaufte im Jahre 1874 der Landwirt Johann Feist und stellte fünf Jahre später
den zum Antrieb erforderlichen Göpel (Antrieb durch Pferde oder Ochsen) auf.
Die Maschine wurde bis dahin mit Händekraft betrieben. Getreideputzmühlen waren
schon in älterer Zeit in mannigfacher Ausführung im Gebrauch. Den ersten Cultivator
(Schrepper genannt) und die erste Ackerwalze besaß 1885 der Landwirt Josef Ruhs.
Die erste Gras- und Getreidemähmaschine wurde 1899 vom Landwirt Franz Feist
gekauft. Den ersten Hand-Schlepp-Rechen mit Stahlzinken besaß Vinzenz Feist
um 1900.Die erste Milchentrahmungsmaschine (Zentrifuge) wurde eingeführt im
Jahre 1897 vom Landwirt Vinzenz Rudlof. Die erste Sämaschine besitzt der Landwirt
Josef Ruhs seit dem Jahre 1911.Den ersten Sack Kunstdünger (Chilesalpeter) kaufte
der Landwirt Franz Demuth im Jahre 1892.
Im Jahre 1930 hatte Wolta: 983 Einwohner, davon 939 Deutsche, 40 Tschechen,
3 Ausländer, andere Nationalität 1. Davon waren 936 römisch katholisch, 10 Protestanten,
28 Glaubenslose, 3 Analphabeten, 1 Israelit, 2 der Tschechoslowakischen Kirche
angehörig, 6 Andersgläubige.
Im Jahre 1939 hatte Wolta: 940 Einwohner, davon 930 Deutsche, 9 Tschechen, 1
Slowake. Davon männlich 475 und weiblich 465.